Luftbrücke jetzt!

Am vergangenen Samstag veranstalteten mehrere Regensburger Gruppen mit den Schwerpunkten Flucht und Asyl eine Kundgebung unter dem Motto „Luftbrücke Jetzt!“ vor dem Westportal des Doms, um auf die aktuelle Lage in Afghanistan aufmerksam zu machen. Mindestens 250 Menschen aus allen Altersgruppen folgten aufmerksam den Redebeiträgen der verschiedenen Gruppen, die alle einen gemeinsamen Grundtenor hatten: die Situation, in der Afghanistan zurück gelassen wurde, ist untragbar.
 

 
Vor allem Menschen, die viel Hoffnung für Afghanistan hatten, wurden von den USA, der EU und deren Verbündeten bitter enttäuscht und müssen nun nicht nur ihre Freiheiten aufgeben, sondern auch um ihr Leben fürchten. Besonders Frauenrechtler*innen, Journalist*innen, Menschenrechtler*innen und die sogenannten „Ortskräfte“ – eine bürokratische Bezeichnung für Helfer*innen und Angestellte in Afghanistan, ohne die dieser Militäreinsatz nicht möglich gewesen wäre – schweben nun in Lebensgefahr. 
 
Die feministische Gruppe eben.widerspruch aus Regensburg stellte nüchtern fest: „Insbesondere die Lebensrealitäten von Frauen und Queers waren und sind nun erneut besonders bedroht“ und „Feministische Aktivist*innen, die sich für größere Freiheiten, mehr Rechte und Sicherheiten für Frauen und LGBTQI einsetzen und all jene, die sich diese bereits herausnehmen, befinden sich nun in allergrößter Gefahr, in Lebensgefahr.“ Diese Menschen, vor allem Frauen, die ihr Leben für die Freiheit Afghanistans riskiert haben mussten bereits untertauchen und sind – soweit möglich – auf der Flucht. Deshalb macht es das feministische Kollektiv auch „unaussprechlich wütend und zerreißt uns zu sehen, wie den Menschen in Afghanistan, wie unseren afghanischen Schwestern ihre hart erkämpften Rechte entrissen, wie sie verfolgt und ermordet, wie sie ignoriert und zurückgelassen werden!“
 
Theresa Eberlein von der Bürger*inneninitiative Asyl (BI Asyl) verwies in ihrer Rede auf den Abbau der „Asylinfrastruktur“ in Deutschland, die „ausgehölt wurde und eine Situation geschaffen hat, in der es eigentlich unmöglich ist, Asyl in Deutschland zu beantragen“. Hinzu kommt nach Eberlein, dass die Menschen früher „über tödliche Fluchtrouten fliehen ‚konnten‘, heute müssen sie aktiv gerettetwerden.“ In beiden Fällen steht Eberlein zufolge ein Versagen auf politischer Ebene dahinter.
 
Neben weiteren Reden von der Grünen Jugend und der Linksjugend Solid und dem Verein Ausbildung statt Abschiebung e.V., hob das Bündnis gegen Abschiebelager (BGA) vor allem auch den Beginn des Kriegseinsatzes hervor, der nun, 20 Jahres später, so beschämend endete. Das Bündnis forderte daraus Lehren zu ziehen: eine deutsche Außenpolitik müsse eine Friedens- und keine Kriegspolitik sein.
Abschließend fasste Elena Dublaski für die SEEBRÜCKE Regensburg als Veranstalterin der Kundgebung die Forderungen, denen sich alle Gruppe gemeinsam anschlossen, zusammen:
 
  • Sofortige Evakuierung aller Ortskräfte und Partner*innen der Bundesregierung und ihrer Familien!
  • Aufnahmeprogramm für die Afghan*innen, die sich in den letzten Jahren für Frauenrechte, Demokratie und eine freie Gesellschaft eingesetzt haben!
  • Sichere und legale Wege für alle Menschen, die vor den Taliban fliehen müssen!
  • Aufenthaltssicherung für afghanische Menschen, die in Deutschland leben!